Ab jetzt wieder Sneakers statt High Heels

03.04.2018

Mainpost 03.04.2018
STAMMHEIM

Ab jetzt wieder Sneakers statt High Heels

Als erste junge Frau aus Stammheim durfte Silena Werner den Frankenwein und seine Winzer als 62. Fränkische Weinkönigin 2017/18 vertreten. Im Dienste der Krone ist die 21-Jährige viel gereist, hat viele Menschen getroffen und mit ihrer ganz eigenen aufgeschlossenen Art begeistert. Vergangene Woche stand die Wahl ihrer Nachfolgerin an. Als letzte Amtshandlung krönte sie Klara Zehnder aus Randersacker zur neuen obersten Repräsentantin des Frankenweins. Nun ist es an der Zeit einmal Bilanz zu ziehen.

Frage: Ein Jahr war Frankens Weinkrone dein ständiger Begleiter. Vor einer Woche musstest du sie abgeben. Was bleibt?

Silena Werner: Eine ganze Menge! So viele Erinnerungen und Erfahrungen, die ich habe sammeln dürfen. Von meinen öffentlichen Auftritten bleiben natürlich Zeitungsartikel, Videos und Bilder, die ich alle aufbewahren werde. Natürlich konnte ich auch viele Kontakte knüpfen. Was außerdem bleibt: Ein voller Kleiderschrank mit vielen schönen Outfits, die ich mir im Laufe des Jahres zugelegt habe. Und nicht zu vergessen, einen Schrank voller guter Weine, die ich jetzt in Ruhe genießen kann.

Dein Motto bei der Wahl damals in Veitshöchheim war „Genießen erlaubt“. Wie viel Genießen war denn innerhalb des letzten Jahres überhaupt möglich bei so vielen Terminen als Weinkönigin?

Ach das kam immer drauf an: Die Abendtermine waren eigentlich immer ganz entspannt. Aber wenn man im Sommer fast zeitgleich zu drei unterschiedlichen Weinfesten eingeladen ist, und diese auch alle besuchen will, hat man wenig Zeit zum genussvollen Verweilen. Was ich aber wirklich genossen habe, war die Wertschätzung, die mir während meiner Amtszeit entgegengebracht wurde. Das Amt hat für die Leute einen hohen Stellenwert und sie freuen sich immer, wenn die Weinkönigin vor Ort bei den Veranstaltungen mit dabei ist.

Du hast auf deinen Reisen im Dienst des Frankenweins sicherlich einige interessante Menschen kennengelernt. Welche prominenten Persönlichkeiten hast du getroffen und welche Begegnung hat dich am meisten beeindruckt?

Besonders war es für mich natürlich, Bundeskanzlerin Angela Merkel zu treffen. Aber auch mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und vielen anderen prominenten Politikern durfte ich anstoßen. Ebenso waren die Treffen mit Philipp Lahm und Siegfried Rauch, der inzwischen leider nicht mehr unter uns ist, großartige Momente. Am meisten hat mich aber Dirk Nowitzki beeindruckt. Er ist einfach ein lockerer Typ, ich habe mich mit ihm gleich super verstanden. Trotz seines Status als absoluter Superstar in der NBA ist er seiner Heimat Würzburg und dem Wein sehr verbunden. Das waren natürlich Highlights, aber die tollsten Gespräche führt man dann doch mit den Weinliebhabern aus nah und fern.

Was waren die skurrilsten Erlebnisse in dem Jahr?

Dazu gehört auf jeden Fall eine Veranstaltung im Ratskeller in München. Dort wurde am 24. November ein „Bacchusfest“ gefeiert. Mit Engeln und Nikoläusen und Prinzessinnen, allen voran mit mir als Weinkönigin. Das war wohl etwas zu viel des Guten. Wir sind dann durch das Restaurant gelaufen und sind uns schon etwas komisch vorgekommen. Schließlich wurden wir von Besuchern gefragt, ob der Aufzug hier schon zum Fasching gehört.

Hast du dir das Leben als fränkische Weinkönigin im Vorfeld genauso vorgestellt? Würdest du dich mit deinem jetzigen Wissen noch einmal für das Amt bewerben?

Ich habe es mir ähnlich vorgestellt. Aber, dass das Amt so vielfältig ist, hätte ich zuvor nicht gedacht. Und es hat mich überrascht, dass es so einen hohen Stellenwert in der Bevölkerung hat. Also ich würde mich auf jeden Fall noch einmal bewerben.

Während deiner Amtszeit hast du auch neue Wege beschritten und deine ganz eigenen Vorstellungen eingebracht. Du hast weitestgehend auf Gastgeschenke verzichtet und stattdessen um eine Geldspende zugunsten der Station Regenbogen in Würzburg gebeten. Für die Elterninitiative tumor- und leukämiekranker Kinder sind so über 11 000 Euro zusammengekommen. Was hat dich dazu bewogen und wie waren die Reaktionen?

Es war ein persönlicher Fall in der Familie, der mich dazu gebracht hat. Von dem Glück, was ich alles erleben durfte, wollte ich einfach etwas zurückgeben. Die Reaktionen waren fast immer positiv. Ich hatte ganz viele Unterstützer, die auch über den Wert eines Blumenstraußes hinaus Geld gespendet haben. Doch es gab auch eine sehr kritische E-Mail von einer Frau, die diese Aktion nicht nachvollziehen konnte. Das hat mich aber nicht abgehalten, damit weiterzumachen.

Ein Highlight im vergangenen Jahr war sicherlich auch die Wahl zur Deutschen Weinkönigin in Neustadt an der Weinstraße. Dort hast du unser Anbaugebiet Franken vor einem Millionenpublikum repräsentiert. Wie fällt dabei dein Fazit aus?

Natürlich habe ich im Vorfeld nicht damit gerechnet ins Finale zu kommen. Mit meiner Leistung war ich super zufrieden. Dazu habe ich auch ganz viele positive Rückmeldungen aus Franken bekommen. Außerdem konnte ich unter den anderen zwölf Gebietsweinköniginnen auch einige wirklich nette Mädels kennenlernen, mit denen ich immer noch in Kontakt bin. Die amtierende deutsche Weinprinzessin Laura Lahm war sogar vergangene Woche bei meiner Verabschiedung mit dabei.

Wie gut hast du die letzten Tage jetzt nach deiner Verabschiedung schlafen können?

Ehrlich gesagt am Wochenende eher mäßig gut. Es sind einfach noch so viele Eindrücke in meinem Kopf, die es noch zu verarbeiten gilt. Bei knapp 400 Terminen bleibt da während der Amtszeit wenig Zeit zum Nachdenken. Allerdings dafür in dieser Woche umso besser, da ich das durchgängige Arbeiten von 8 bis 17 Uhr nicht mehr so gewöhnt bin. Ich falle abends quasi in mein Bett.

Was wirst du außer den schicken Autos, die dir als Weinkönigin im vergangenen Jahr zur Verfügung gestellt wurden, noch vermissen?

Ja die Autos waren echt cool, die vermisse ich jetzt schon! Ungewohnt wird es sein, nicht mehr ständig E-Mails mit Terminanfragen zu bekommen oder Grußworte zu sprechen.

Wie geht's jetzt weiter? Welche neue Pläne hast du und wie sieht deine berufliche Zukunft aus?

Ich kehre zurück zur Baywa AG nach Dettelbach, wo ich wieder für die Winzer zuständig bin. Wahrscheinlich arbeite ich zukünftig aber auch noch in einer Vinothek. Es dreht sich also weiterhin fast alles um den Wein. Dazu will ich die Gästeführerausbildung absolvieren.

Auf was freust du dich sonst noch so, wenn du jetzt nach und nach wieder das adelige gegen das bürgerliche Leben eintauschst?

In erster Linie wieder selbstbestimmter zu leben und einen geregelte Tagesablauf zu haben. Auch freue ich mich auf wieder mehr Zeit für Freunde, Familie und den Sport – und auf Sneakers statt High-Heels. Und Weinfeste werde ich auch gern wieder mal ganz privat mit meinen Freunden besuchen.

Welche Rolle wird der Wein insgesamt in deinem weiteren Leben spielen?

Natürlich immer noch eine große, weil ich so viel darüber gelernt und erfahren habe. Das möchte ich noch intensivieren, besonders freue ich mich auf die Tätigkeit als Gästeführerin. Im Winzerverein in Stammheim bin ich ja auch noch in der Vorstandschaft aktiv. Und auf den privaten Genuss von guten Weinen, zum Beispiel im Sommer beim Grillen, freue ich mich natürlich nach wie vor.

Wem gebührt zum Abschluss dein Dank?

Auf jeden Fall meiner Familie, allen voran meiner Mama Petra, meinem Freund Alex, sowie allen Familienmitgliedern und Freunden für die Unterstützung und auch das Verständnis, dass sie mich ein Jahr mit dem Frankenwein teilen mussten. Ein großer Dank ergeht auch an ganz Stammheim und den Winzerverein für die tollen Empfänge und fachliche Begleitung. Ebenso danke ich meinen Sponsoren und den fränkischen Winzerinnen und Winzern und dem Weinbauverband allen voran Artur Steinmann, mit dem ich während meiner Amtszeit oft unterwegs war und viel gemeinsam erlebt habe.

Was gibst du deiner Nachfolgerin Klara Zehnder aus Randersacker mit auf den Weg?

Sie soll einfach natürlich bleiben und das Amt so ausüben wie sie es für richtig hält. Eigene Fußabdrücke zu hinterlassen und sich nicht mit anderen zu messen, ist aus meiner Sicht ganz wichtig, und einfach jeden einzelnen Moment genießen, weil es so schnell auch wieder vorbei ist. Außerdem kleiner Tipp: Öfter einen Fahrer suchen.

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