Mainpost 08.09.2021
Gernach
Als Organist in vielen Gemeinden beliebt und bekannt
Ohne Orgel ist mein Leben nur halb so viel wert" - mit diesen Worten beschreibt Herbert Becker wie viel ihm das Orgelspiel in seinem Leben bedeutet hat und noch bedeutet. Herbert Becker, weit über die Grenzen Gernachs schon seit vielen Jahren als Organist in zahlreichen Gemeinden in und rund um Schweinfurt bekannt, feierte am 4. September seinen 80. Geburtstag.
Die Musik begleitete Herbert Becker schon seit seiner Jugend, denn er stammt aus einer musikalischen Familie: drei seiner Geschwister spielten ebenfalls Klavier. Nur eine Schwester interessierte sich nicht dafür. Schon als Kind lernte Herbert Becker das Orgelspielen, mit 14 Jahren spielte er das erste Mal öffentlich, als Organist bei einer Betstunde während der Ewigen Anbetung in seiner Heimatgemeinde. "Da war ich ganz schön aufgeregt", erinnert er sich an seine öffentliche Premiere als Orgelspieler. Schon damals spielte der Jubilar vieles auswendig - und auch heute noch spielt er ohne Notenbuch.
Ausbildung zum Industriekaufmann in einer Sektkellerei
Herbert Becker stammt aus Steinbach, gut zehn Kilometer nördlich von Limburg an der Lahn gelegen. 1941 als jüngstes Kind in der Familie geboren, erinnert er sich noch wie er als Dreijähriger von einem Soldaten im Beiwagen eines Motorrades in das Krankenhaus nach Limburg gebracht wurde. Sein Blinddarm war vereitert, schon durchgebrochen, die Operation rettete ihm das Leben. Kurz nach der Operation musste das Krankenhaus, wohl wegen der dauernden Tieffliegerangriffe, evakuiert werden. Seine ältere Schwester, damals 16, holte ihn mit dem Kinderwagen ab. Zu Fuß, unter der dauernden Bedrohung durch die Tiefflieger, kamen die beiden wohlbehalten in ihrem Heimatort an.
Nach dem Besuch der Volksschule und der Mittelschule, die er im Jahr 1958 mit der Mittleren Reife abschloss, begann er eine Lehre in einer Sektkellerei in Frankfurt als Industriekaufmann. Nach Abschluss der Lehre arbeitete er bei verschiedenen Firmen in und um Limburg. Zeitweise war er auch in Neuses am Sand bei der Firma Scheid Straßenbau tätig. So lernte er Unterfranken kennen.
Leiter von einigen Kirchenchören
Seine Frau Hermine, geborene Sendelbach, lernte Herbert Becker im Jahr 1962 kennen und lieben. 1966 heirateten die beiden und lebten bis 1971 im Elternhaus von Herbert in Steinbach. Von dort aus zogen sie nach Gernach, in den Heimatort seiner Frau. Dort fand Herbert Becker, wie auch seine Frau, bei der Unterfränkischen Überlandzentrale eine Anstellung in der kaufmännischen Abteilung. Ein Jahr lebte die Familie in Gernach zur Miete, bevor man 1972 in das neu erbaute Haus in Gernach einziehen konnte. Drei Kinder wurden dem Paar geschenkt.
Herbert Becker nahm am Dorfleben Anteil, er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Eigenheimervereinigung Gernach und wurde Mitglied in der KAB. Gleich nach dem Umzug nach Gernach wurde Herbert Becker auch als Organist aktiv, zuerst in der Pfarrei St. Josef in Oberndorf, aber auch in anderen Kirchengemeinden wie Grafenrheinfeld.
Im Jahr 1985 beendete er die C-Ausbildung für Organisten, danach gab er auch Unterricht im Orgelspiel. Von 1985 bis 2000 leitete der Jubilar den Kirchenchor Bergrheinfeld, ab 1990 bis 2000 auch den Stammheimer Kirchenchor. Zudem war er als Tenorsänger im Chor Colla Voce ab 2002 aktiv.
Pflege des Gartens ist weiteres Hobby von Herbert Becker
Mit dem Eintritt in den Ruhestand gab Herbert die Chorleitung auf und trat auch beim Orgelspielen in den verschiedenen Gemeinden kürzer. Vom Orgelspielen in den Schweinfurter Gemeinden verabschiedete er sich im vergangenen Jahr, in Unter- und Oberspiesheim sowie in Grettstadt spielt er die Orgel aber weiter - "hoffentlich noch recht lange" - wie ihm Pfarrer Thomas Amrehn wünscht.
Seine Verbundenheit mit dem Orgelspiel wird auch deutlich, wenn der Jubilar über seine Art des Improvisierens an der Orgel spricht: "ich liebe Improvisationen: wenn ich damit beginne, weiß ich noch nicht, wie es sich entwickelt, was dann hörbar wird. Jedes Vor- und Zwischenspiel ist individuell, aus dem Augenblick geboren – und das macht mir Freude, erfüllt mich."
Ein weiteres Hobby neben dem Orgelspielen ist die Pflege des Gartens rund um das Eigenheim der Familie. Nach seinen Wünschen für die Zukunft gefragt, antwortet er: "Ich schaue lieber in die Zukunft als zurück. Und wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen gesund zu sterben."