Am 20. März ist Weltgeschichtentag: Was uns Märchen heute noch lehren können

22.03.2022

Mainpost 22.03.2022

Gernach

Am 20. März ist Weltgeschichtentag: Was uns Märchen heute noch lehren können

Seit dem Jahr 2004 wird jedes Jahr am 20. März der Weltgeschichtentag gefeiert. In diesem Jahr lautet das Motto "Verloren und gefunden". Jeder Mensch hat wohl schon einmal etwas verloren und war traurig, wenn er es nicht mehr gefunden hat – oder froh, wenn der verlorene Schlüssel oder das verlorene Spielzeug wieder aufgetaucht ist.

Märchenerzählerin Christine Schöll hatte ins Gernacher TSV-Sportheim eingeladen und Märchen passend zum Thema ausgesucht. Mit ihrer lebendigen Art zog sie Kinder und Erwachsene in ihren Bann. Zum Lachen brachte sie ihre Zuhörer und Zuhörerinnen mit dem Märchen "Der verlorene Schlüssel" von Nasreddin Hoca. Er ist in der arabischen Welt, was der Eulenspiegel bei uns ist: ein Narr mit hintergründiger Weisheit. Nasreddin Hoca hat seinen Schlüssel verloren. Er sucht den Schlüssel im Schein einer Straßenlaterne. Ein Mitbürger hilft ihm, aber auch nach langer Suche finden sie den Schlüssel nicht. Schließlich fragte der Bürger: "Wo hast Du ihn denn verloren?" Nasreddin Hoca antwortete: "Dort hinten, in der finsteren Ecke habe ich ihn verloren".

Die Antwort auf die verwunderte Frage des gutmütigen Helfers, warum man denn dann hier unter der Laterne suche, und nicht, wo er den Schlüssel verloren habe: "Hier im Schein der Laterne ist es doch viel schöner, zu suchen." "Was dieses Märchen uns sagen kann: Wir suchen manchmal auch an Stellen, wo wir gar nichts verloren haben", so Christine Schöll.

Das Märchen "Vom Wasser des Lebens", überliefert von den Gebrüdern Grimm, erzählt die Geschichte von drei Söhnen, die sich aufmachen, das Wasser des Lebens zu holen. Allein dieses Wasser kann ihren totkranken Vater retten. Der jüngste Sohn findet das Wasser des Lebens, aber seine beiden älteren Brüder entwenden es ihm und vertauschen es gegen Meerwasser. So machen sie den Vater glauben, dass sie das Wasser des Lebens gefunden haben, und dass ihr jüngster Bruder den Vater töten wollte, um selbst König zu werden. Der Vater, so getäuscht, will seinen jüngsten Sohn von einem Jäger erschießen lassen. Aber der Jäger bringt das nicht über sein Herz. Der Schwindel fliegt auf, weil Könige aus den Nachbarreichen Geschenke bringen: der jüngste Sohn hatte ihnen im Kampf gegen ihre Feinde geholfen. Der Vater freut sich sehr, dass sein Sohn noch lebt.

Dieses Märchen zeige sehr anschaulich, wie man im Leben etwas gewinnen kann, wie schnell es aber auch wieder verloren gehen kann – und dass man manches in ganz anderer Weise wiederfindet, als man es sich vorstellen konnte, erklärt die Märchenerzählerin.

Auch das Märchen vom "Hans im Glück" hatte Christine Schöll mitgebracht: Der Klumpen Gold, der drückt, wird eingetauscht gegen ein Pferd, eine Kuh, ein Schwein, eine Gans, einen Schleifstein und als der versehentlich in einen tiefen Brunnen geschubst wird, ist Hans der glücklichste Mensch –befreit von der Sorge um Gold und Besitz. Sich von Hab und Gut zu trennen, kann der Weg sein, das Glück wiederzufinden, das man in sich selbst trägt.

 

"Die blaue Rose", ein Märchen aus Polen, und "Frau Holles Apfelgarten" aus Litauen waren weitere Märchen, die Christine Schöll vortrug. Das anschließende Zusammensein bei Kaffee und Kuchen bot noch Gelegenheit zum Austausch und Gespräch.

 

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