Mainpost 18.07.2017
GERNACH
Anne Klinge erzählt Geschichten mit ihren Füßen.
„Theater mit Hand und Fuß“ bot Anne Klinge im Rahmen der vom Gernacher Frauenbund verantworteten Reihe „Frauenzeit – von Frauen, für Frauen, mit Frauen“. Sie gastierte im TSV-Sportheim des Dorfes. Die sonst für Gymnastik oder Tischtennis genutzte Sporthalle verwandelt sich in eine Theaterbühne, auf der die Künstlerin, auf dem Rücken liegend, mit ihren Füßen Personen darstellt.
Sie lässt ihre Figuren so lebendig werden, dass man fast vergisst, dass Klinge mit ihren Füßen flirtet, Ärger zeigt, ja sogar einen Mord begeht. „Der Fußmord und andere Dramen“ heißt nämlich ein Stück, das sie in Gernach zeigt.
Immer wieder gelingt es Klinge, Szenen zwischen Mann und Frau, „mitten aus dem Leben gegriffen“, so komisch-gekonnt lebendig werden zu lassen, dass das Publikum immer wieder in Gelächter ausbricht.
Verwandlung mit dem Nudelholz So zum Beispiel, wenn ein Angler am See, nachdem er dem Alkohol allzu sehr zugesprochen hat, einer wunderhübschen Frau begegnet. Offen bleibt, ob seine alkoholgeschwängerte Fantasie ihm dieses Bild vorgaukelt, oder ob der leidenschaftliche Kuss reales Erleben ist.
Tragisch endete eine heiße Liebe: Gleich der erste Sex – natürlich ohne Schutz und Verhütung – führt zu einer Schwangerschaft, zum Entsetzen des Mannes. Da er sich zuerst nicht um das Baby kümmert, führt erst die kräftige Behandlung seines Kopfes mit dem Nudelholz zu einer wundersamen Verwandlung. Er wandelt sich zum vorbildlichen Ehemann, zaubert und erfüllt ihr alle Wünsche. „Ich will eine Mammi!“
In „Rudis Restaurant“, der Geschichte eines allein erziehenden Kellners, erleben die Zuschauer die Versuche eines Mannes mit, sein Baby zu beruhigen. Die geniale Idee, einen Schnuller auf die Bierflasche zu ziehen und das Baby mit deren Inhalt ruhigzustellen, ist nur kurzzeitig erfolgreich. Das Baby gibt den Trank nämlich ziemlich schnell wieder von sich. Gut, dass der Protestschrei des Säuglings, „Ich will eine Mammi!“, im Stück doch noch zu einem Happyend führt.
Das Publikum belohnte die Künstlerin Anne Klinge für ihre immer wieder zum Lachen anregende Aufführung mit einem langanhaltenden Applaus. Im Gespräch mit der Fuß-Theater-Spielerin war zu erfahren, dass deren Kinder in ihre Fußstapfen treten wollen und schon erste erfolgreiche Auftritte hinter sich haben.
Die Vorsitzende des Gernacher Frauenbundes bedankte sich bei Klinge für das Gastspiel mit einem kleinen Präsent und lud sie ein, wieder einmal in Gernach vorbeizukommen. Schon vor der Aufführung konnte man sich bei einem Glas Sekt auf die Aufführung einstimmen. Das Team des TSV hatte kleine Leckereien vorbereitet, die auch nach der Aufführung noch zum Bleiben und zum Austausch im Gespräch verführten.