Mainpost, 24.11.2018
Aussprache über die soziale Situation im Pfarrgebiet
Die schulische Situation in der Gemeinde Kolitzheim war einer der wichtigen Diskussionspunkte beim Treffen des Sachausschusses Diakonie des Pfarrgemeinderats der Pfarrgemeinde Unterspiesheim mit den Filialen Oberspiesheim und Gernach. Dem Sachausschuss gehören die Vorsitzenden der jeweiligen Ortscaritasverbände an, die Vertreter der Seniorenforen, die Mitglieder des Krankenbesuchsdienstes, die Sprecherinnen des Pfarrgemeinderats in den drei Ortschaften und der Besuchsdienst für die Neuzugezogenen.
Als Gast war Susanne Gessner eingeladen, verantwortlich für die Gemeindecaritas im Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Schweinfurt. Sie brachte die Fragen des Bischofs für seinen Besuch im Januar im Dekanat Schweinfurt Süd mit, auf die er sich Antworten erwartet. Eine seiner Fragen: "Was sind die aktuellen Herausforderungen für Ihre Pfarrei ?"
Schulsituation klären
Pfarrer Thomas Amrehn brachte die Diskussion um die Schulsituation in Gerolzhofen ins Spiel: Es stehe die Entscheidung dort an, ob die Stadt Gerolzhofen Trägerin der neuen Schule werde, oder der Schulverband. Wird der Schulverband Träger, sei die Gemeinde Kolitzheim mit im Boot, sie müsse sich wohl anteilmäßig an den Kosten beteiligen. Daher sein Wunsch an den Gemeinderat: Die Entwicklung einer tragfähigen Konzeption für die künftige Schulsituation in der Gemeinde Kolitzheim mit ihren acht Gemeinden in Zusammenarbeit mit Eltern und Schulleitung.
So sei es aus seiner Sicht unabdingbar, dass die pädagogischen und räumlichen und organisatorischen Anforderungen, die etwa auch durch die sicher kommende offene Ganztagsschule entstünden, nur durch die zentrale Lösung - ein Schulzentrum für die acht Ortsteile an einem Standort - zu erfüllen seien. Sein Wunsch wurde vom Gremium einhellig geteilt: diese Lösung sei die beste, um für die Kinder optimale Förder- und Entwicklungsbedingungen zu schaffen. Sich dafür einzusetzen, sei eine der Aufgaben der caritativen Dienste der Kirche.
Kita
Ein weiterer Wunsch ging an die Diözesanleitung: Um die Kindertagsstätten als pastoralen Ort noch wirkungsvoller werden zu lassen, sei es notwendig, den Worten auch Taten folgen zu lassen. Die ehrenamtlichen Vorstände der Trägervereine leisteten enormes, und ihre Entlastung sei notwendig. Diese Entlastung im geplanten pastoralen Raum Gerolzhofen sollte durch die Einstellung eines hauptamtlichen Mitarbeiters als Halbtagskraft geschehen.
Martina Kerler, die Vorsitzende des Ortscaritasverbandes Unterspiesheim, des Trägers des dortigen Kindergartens St. Sebastians stimmte ihm zu: "Es kamen nicht viele neue Impulse von oben", so ihre Aussage. Dabei sei es Aufgabe, gerade der Kindergärten in christlicher Trägerschaft, besonders für die Kinder da zu sein, die von Benachteiligung und Ausgrenzung bedroht sind. Dieser Wunsch nach einer halben Stelle für jeden pastoralen Raum in den drei Dekanaten, für den der Caritasverband Schweinfurt zuständig ist (Schweinfurt- Stadt, Schweinfurt-Nord, Schweinfurt-Süd) wurde auch von Susanne Gessner geäußert.
Ältere Mitbürger sorgen sich
Auch die Situation der älteren Mitbürger wurde in den Blick genommen. Rita Göbel berichtete davon, dass viele neuzugezogene Bürger den Wohnort vor allem gewählt hätten, weil der Baugrund relativ billig sei; es sei nur bei manchen Interesse an der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben erkennbar. Die örtliche Infrastruktur nehme man jedoch gerne in Anspruch.
Die Vorsitzende des Johannisvereins Oberspiesheim, Katharina Nick, berichtete, dass es zunehmend schwer sei, Frauen und Männer für die Mithilfe, etwa bei Festen zu gewinnen: "Lieber zahlen sie 50 Euro, als mitzuhelfen." Andererseits gebe es heftige Klagen, wenn ein Fest aufgrund der geringen Helferzahl ausfalle, ohne dass dadurch die Motivation zur Mithilfe steige.
Der Johannisverein Oberspiesheim ist Träger des dortigen Kindergartens. Übereinstimmend berichteten Rita Göbel und Loritta Weippert, dass vor allem ältere Mitbürger sich Sorgen um ihre Zukunft machen: "Was geschieht, wenn ich krank bin ?", "Woher bekomme ich Hilfe, wenn ich mich nicht mehr selbst versorgen kann ?" Immer wieder stoße sie auf die irrige Meinung, dass die Inanspruchnahme der Dienste der Caritas, etwa wenn man Unterstützung beim Umgang mit Behörden wünsche, Geld kosten würde. Susanne Gessner informiert hierzu, dass die Allgemeine Sozialberatung der Caritas ihre Beratung kostenfrei anbietet. So hätten viele Personen, die Pflege in Anspruch nehmen müssen, nicht gewusst, dass das Landespflegegeld ab Pflegestufe zwei in Anspruch genommen werden könne - unabhängig von der Höhe des eigenen Einkommens und Vermögens geleistet. Aber auch sonst sei man behilflich, etwa indem man die Verbindung zu Beratungsstellen herstelle oder den Pflegenden helfe, Möglichkeiten der Entlastung zu organisieren.
Gespannt sind alle Teilnehmer des Sachausschusses auf die Ergebnisse der Umfrage, die der Johannisverein Gernach zum Thema "Wer will helfen - wer braucht Unterstützung" durchführt. Die Fragebögen sind verteilt, berichtete der Vorsitzende des Johannisvereins, Erhard Scholl.
Orte der Begegnung schaffen
Die Frage von Pfarrer Amrehn: "Was würde fehlen, wenn es die caritativen Dienste der Kirche nicht mehr gäbe?" fand Antworten aus allen Feldern, in denen Kirche im Dienst für den Nächsten in der Pfarrgemeinde präsent ist: Seniorenarbeit, Jugendarbeit, Kindertagesstätten, Frauenbund. Die Antworten lassen sich zusammenfassen: es würde ein Stück Menschlichkeit fehlen. Kontakt, Begegnung, Beziehung - das sind die Angebote, die die Menschen überzeugen - auch wenn sie den sonntäglichen Gottesdienst nicht oder nur sporadisch besuchen.
In diesem Sinne weiter tätig zu bleiben, mitzuwirken, dass Menschen in den verschiedenen Lebenssituationen sich entfalten können, gut leben können, ohne dass man dafür einen Lohn erwartet, sei christliches Handeln. Daher müsse man weiter dafür sorgen, dass Orte der Begegnung erhalten bleiben oder neu entstehen - wie etwa jüngst beim Jugendgottesdienst in Unterspiesheim.