Mainpost 12.10.2017
GEROLZHOFEN
Den Menschen mit Respekt begegnen
Gelassen und unaufgeregt sitzt Horst Herbert in seinem Dienstzimmer und erzählt sehr strukturiert von seiner mittlerweile 21-jährigen Zeit als Bürgermeister der Großgemeinde Kolitzheim und von seinem Selbstverständnis von diesem Amt.
„Ich will nicht Meister der Bürger, sondern erster Bürger für alle sein“, sagt er dazu. An diesem Donnerstag wird Horst Herbert 60.
Ein Alter, das man ihm weder ansieht noch anmerkt. Hurtig schwingt er sich über den Ratstisch im Sitzungssaal, um für ein Bild vor dem großen Wandgemälde mit Symbolbauten aller acht Ortsteile zu posieren.
Waage als Sternzeichen und Grundsatz
Die Waage ist Horst Herberts Sternzeichen. Sie steht nicht nur im Zentrum des Symbolbilds im Ratssaal, sondern auch im Mittelpunkt seines bürgermeisterlichen Handelns. Für ihn ist am wichtigsten, alle gleich zu behandeln. Dass er seinen Heimatort Zeilitzheim bevorzugt, wird ihm niemand vorwerfen können. „Im Gegenteil, manche Zeilitzheimer sagen, ich tue zu wenig für den Ort.“
So richtig ins Schlingern ist Horst Herbert als Bürgermeister noch nie geraten. Bei seiner ersten Wahl 1996 hatte er mit Peter Friedrich noch einen starken Gegenkandidaten und gewann nur knapp. Dann aber lagen die Wahlergebnisse des CSU-Mannes dreimal um die 90 Prozent, ob mit oder ohne Gegenkandidaten.
Brauner Spuk in Stammheim
Nur einmal hat Herbert seine Gelassenheit zumindest vorübergehend verloren. Das war im April 2015, als die neonazistische Kleinpartei „Die Rechte“ ankündigte, in einem ehemaligen Gasthaus in Stammheim ihre Landesparteizentrale Bayern einzurichten und das in der Folge auch umsetzte. „Als dann Kripo und Staatsschutz bei uns auftauchten, ist mir schon etwas mulmig geworden“, gibt Herbert heute zu. Aber mit der starken und geschlossenen Unterstützung der Stammheimer ist es gelungen, den braunen Spuk wieder loszuwerden.
Als Horst Herbert am 1. Mai 1996 die Nachfolge von Erich Henkelmann als hauptamtlicher Bürgermeister von Kolitzheim antrat, war er schon ein absoluter Verwaltungsfachmann. Denn als Beamter im gehobenen Dienst stand er elf Jahre lang an der Spitze der Abteilung „Allgemeine Verwaltung“ an der Verwaltungsgemeinschaft Gerolzhofen. Diese Abteilung deckte viele Bereiche der Kommunalverwaltung von Satzungswesen bis zum Einwohnermeldeamt ab.
Schon sehr früh machte Horst Herbert die Entwicklung der Altorte zu seinem Thema. Aber auch die Erschließung neuer Baugebiete in den acht Ortssteilen gehörte dazu. Momentan ist in der Großgemeinde kaum mehr ein Bauplatz zu haben. In Stammheim gibt es 60 Bewerber für 14 Plätze, ein Zeichen für die Attraktivität der Gemeinden.
Als erste in der Region förderte die Gemeinde bauwillige Familien. Wer in einem Altort baut, bekommt deutlich mehr als in Neubaugebieten.
Neue Flurordnung
Weiteres wichtiges Anliegen war dem Bürgermeister die Flurneuordnung, manchmal gegen den Widerstand der Beteiligten. „Aber unsere Landwirte bewirtschafteten teilweise noch Flächen aus der Nachkriegszeit, das war einfach nicht mehr zeitgemäß“, sagt Herbert.
Auch den Breitbandausbau hat die Gemeinde Kolitzheim unter Horst Herbert frühzeitig vorangetrieben. Überall liegen bereits Glasfaserkabel bis zum Verteiler. Nächstes Ziel ist das Kabel bis zum Haus.
Vom Kostenvolumen her war die gemeinsam mit Sulzheim gebaute Kläranlage das größte Projekt. 10,5 Millionen trugen die Kolitzheimer zu der lange diskutierten Anlage bei.
Im Bereich der Wirtschaft war die Ansiedlung der Firma Belectric mit rund 500 Mitarbeitern vor rund zehn Jahren der größte Erfolg.
Zukunftssorgen machendem Bürgermeister vor allem die Feuerwehren und die Vereine. „Es fehlt die Altersklasse zwischen 30 und 50. Menschen in diesem Alter müssten jetzt die Verantwortung übernehmen.“ Herbert führt das zum Teil auf die Geburtenrate, teils aber auch auf eine ungewollte Folge der Bildungspolitik zurück.
Junge Menschen verlassen den Ort zum Studieren und kehren meist nicht mehr zurück, weil auf dem Land adäquate Arbeitsplätze fehlen.
Für den Rest der laufenden Amtsperiode hat sich der Bürgermeister eine gute Kindergarten- und Schulkinderbetreuung und die Ausweisung von Bauland zum Ziel gesetzt, obwohl kaum noch Landwirte bereit sind, Grund dafür herzugeben.
Er möchte den Menschen wie bisher mit Achtung und Respekt begegnen und als Moderator wirken. Von der VR-Bank bis zur Caritas Über seinen Bürgermeistertätigkeit hinaus hat Horst Herbert noch eine Reihe von Ehrenämtern übernommen: Seit 1995 ist er im Aufsichtsrat der VR-Bank Gerolzhofen, seit 34 Jahren im Vorstand des SC Zeilitzheim, den er seit 1993 leitet. Dazu gehört er dem Vorstand des Kreiscaritasverbands Gerolzhofen-Volkach-Wiesentheid an.
Er ist Inhaber der Ehrenurkunde des Landkreises und war Kreisrat von 1996 bis 2008 sowie Bezirksrat von 2003 bis 2008.
Trotz aller Verpflichtungen will er sich weiter seinen Hobbys widmen: Radfahren und Tauchen (bis zu 45 Meter Tiefe hat er schon geschafft) im Sommer, Skifahren im Winter.
Die entscheidende Frage am Schluss: Wird Horst Herbert für eine fünfte Wahlperiode zur Verfügung stehen? „Ich weiß es noch nicht“, sagt er. Bis zwei Jahre vor der Wahl will er die Öffentlichkeit allerdings informieren. Das ist 2018.