Mainpost 19.10.2017
UNTERSPIESHEIM
Die Stimme des Himmels erklingt wie neu
Vox coelestis – Stimme des Himmels“, so heißt ein Register in der 1937 von der Firma Michael Weise (Plattling) geschaffenen und in das vorhandene Rokokogehäuse eingebauten Orgel der Pfarrkirche Unterspiesheim.
Diese Orgel wurde nun durch die Bamberger Orgelbaufirma Thomas Eichfelder gereinigt, erweitert, renoviert und neu aufgestellt, erläuterte Pfarrer Thomas Amrehn zur Orgelweihe in St. Sebastian. Eine Orgel symbolisiere die „Stimme des Himmels“, Gott spricht Menschen an und lädt sie so zum Leben ein, sagte er.
Der Mensch dürfe zunächst und vor allem dankend Antwort geben. Diese Aufgabe erfülle man als christliche Gemeinde in Liturgie und Gottesdienst gemeinsam.
Deshalb ist eine Orgel immer auch ein Zeichen der christlichen Gemeinschaft mit ihren unterschiedlichen Lebens- und Glaubenswegen. Sie unterlegt mit den Melodien des Herzens die Worte der Heiligen Schrift, aber auch der Klage und der Suche des Menschen. Er wünsche, so der Seelsorger, dass die neu renovierte Orgel stets zum Aufbau der Gemeinde und der Gemeinschaft beitrage.
Nach der Weihehandlung, in der zur Benediktion Weihwasser und Weihrauch gebraucht wurden, schloss sich das feierliche Einspiel an, das Regionalkantor Rainer Aberle intonierte, und miteinander sang man die Worte des Te Deum, „Großer Gott, wir loben dich“ (Monika Rößner, Orgel; Johannes Stephan, Trompete).
Die Organisten Monika Rößner und Rainer Aberle demonstrierten im sich anschließenden Konzert virtuos die Bandbreite der 20 Register und Spielhilfen des Instrumentes. Dazu gab der Orgelbaumeister selbst eine Einführung in die Geschichte der Kirchenmusik und speziell dieses Instrumentes. Zartbass und Nachthorn erklangen ebenso wie die Register Rohrflöte und Salicional. Werke von Christian Heinrich Rinck (1770-1846), William Faulkes (1863-1933) und Johann Sebastian Bach (1685-1750) erfüllten den Raum der generalsanierten Pfarrkirche mit leichtem oder voluminösem Klang und zeigten den Facettenreichtum des geschaffenen Werkes. Jennifer Wittmann-Müller (Sopran) interpretierte – an der Orgel begleitet von Monika Rößner – einfühlsam Werke von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), César Franck (1822-1890) und Charles Gounod (1818-1893). Johannes Stephan (Trompete) erfreute die Zuhörerinnen und Zuhörer mit dem bekannten „Trumpet Voluntary“ aus der Feder von John Stanley (1713-1786).
Nach lang anhaltendem Applaus der etwa 120 Zuhörer hob Pfarrer Thomas Amrehn die Spendenbereitschaft der Gemeindemitglieder, der Vereine, der Künstler, Gruppen und Instrumentalisten hervor, die in den vergangenen beiden Jahren, in denen die Gemeinde ohne Orgel war, gespendet und mit vielen Aktionen geholfen hätten, das 120 000 Euro kostende Werk zu stemmen.
Dies sei nach der Generalsanierung der Kirche in den Jahren 2014 bis 2016 eine Meisterleistung. Sein besonderer Dank galt den Akteuren des Konzertes, aber auch den Mitgliedern des Pfarrgemeinderates und der Kirchenverwaltung, ohne deren entschiedenes Eintreten das Vorhaben wiederum verschoben worden wäre. Außerdem galt der Dank den Verantwortlichen der Diözese Würzburg, des Bayerischen Kultusministeriums, des Bayerischen Amtes für Denkmalpflege, der Kommune Kolitzheim, der VR-Bank Gerolzhofen, der Sparkasse Schweinfurt für die finanzielle Hilfe.
Als Zeichen der Anerkennung überreichten Vertreter der Gemeinde einen fränkischen Gruß an Thomas Eichfelder. Evelyne Büttner (Renovierungen Büttner, Rannungen) hatte die künstlerische Gestaltung des Gehäuses mit seinen Neubauten renoviert. Sie zeigte sich hocherfreut über das gelungene Werk. Die Verantwortlichen von Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung hatten im Anschluss zu einem Imbiss in das Gemeindezentrum Unterspiesheim eingeladen. So war für die zahlreichen Gäste die Möglichkeit zu Stärkung und Begegnung gegeben und Wolfgang Münzer konnte manchen Schnappschuss mit der Kamera festhalten. Eine aufgestellte Orgelpfeife sollte die Spenden der Zuhörer aufnehmen, denn es gilt nun, die Schulden für das gelungene Werk abzutragen, die die Pfarrgemeinde auf 30 000 Euro beziffert. Rund 900 Euro kamen auf diesem Weg zusammen. „Vergelt?s Gott allen, die zu dieser gelungenen Feier beigetragen haben“, hieß es zum Schluss.