Drei Anlässe zum Feiern im Hause Ziegler

24.11.2017

Mainpost 24.11.2017

STAMMHEIM
Drei Anlässe zum Feiern im Hause Ziegler

Beide stammen aus Stammheim, beide besuchten in Stammheim die Schule, und gemeinsam feierten sie vor kurzem drei Jubiläen:
Klemens und Elisabetha Ziegler, geborene Neubauer. Für beide das wichtigste Fest war die Eiserne Hochzeit. Seit 65 Jahre gehen sie gemeinsam durchs Leben. „Die Familie ist das Wichtigste“, dieses Motto habe ihnen geholfen, auch schwere Zeiten zu meistern, sagen sie.

Das zweite Jubiläum: der 90. Geburtstag von Klemens Ziegler.
Der dritte Grund zum Feiern: Er ist in diesem Jahr 50 Jahre Mitglied der CSU.

Mit ihnen freuten sich die beiden Söhne, vier Enkel und zwei Urenkel.
Bürgermeister Horst Herbert überbrachte Glückwünsche der Gemeinde, denn Klemens Ziegler war von 1956 bis 1960 Mitglied im Gemeinderat der damals noch selbstständigen Gemeinde Stammheim. Der Bau der Straße nach Öttershausen war damals das zentrale Projekt. Die CSU-Ortsvorsitzende Monika Ziegler überreichte einen Gutschein und einen Bocksbeutel als Geburtstagsgruß der Stammheimer CSU und im Namen des Bezirksverbands die Goldene Ehrennadel der Partei.

Elisabetha Ziegler, in Stammheim besser bekannt als Elise, war die Zweitälteste von vier Geschwistern. Ihre Eltern, Adolf und Brigitta Neubauer, führten einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Obst- und Weinbau. Mit 16 Jahren besuchte sie die Haushaltungsschule in Lülsfeld, 1946, gleich nach dem Krieg.
Klemens Ziegler, am 19. November 1927 geboren, wuchs ebenfalls in einem landwirtschaftlichen Betrieb auf, als Dritter der insgesamt sechs Geschwister. Mit 14 Jahren begann er eine Lehre bei Fichtel & Sachs als Maschinenschlosser und erlebte ab 1942 die Bombenangriffe auf Schweinfurt. 1944 wurde er zum Arbeitsdienst eingezogen, ein halbes Jahr später zum Militärdienst in der Hindenburg-Kaserne in Würzburg.
Der verheerende Bombenangriff auf die Stadt am 16. März 1945 ist ihm noch in lebhafter Erinnerung. „Ich hatte viel Glück, dass ich diese Angriffe alle überlebt habe“, sagt der Jubilar dankbar.
In Aschaffenburg geriet er verletzt in amerikanische Gefangenschaft. Man hielt ihn für einen Engländer, weshalb er nach England gebracht wurde. An Zieglers 21. Geburtstag legte das Schiff ab, das ihn aus der Gefangenschaft zurückbrachte. In Schweinfurt stieg er in den Bus nach Stammheim. Die Stammheimer, die mitfuhren, erkannten ihn nicht, erzählt er. Das lag wohl an dem Kammgarn-Anzug, den er trug. Er hatte ihn von dem Geld gekauft, das er in der Gefangenschaft verdient hatte.
 Seiner Frau imponierte er auch dadurch, dass er „einen ganzen Humpen Wein trinken konnte“. Da sie am jeweils anderen Ende des Dorfes wohnten, hatten sie früher kaum Kontakt zueinander. Gemeinsam besuchten sie Spiele des SV Stammheim, aber nicht so oft wie gewünscht, denn Klemens Ziegler lernte viel, um erfolgreich die vorgezogene Gesellenprüfung zu absolvieren.
1952 läuteten die Hochzeitsglocken. 1956 baute das Paar zwar das Haus, in dem es noch jetzt lebt. Eingezogen wurde aber erst 1966, weil man solange im Betrieb von Elises Eltern half. Während Elise Ziegler für Haushalt und Kinder da war, arbeitete Klemens Ziegler bei Fichtel & Sachs. 1987 ging er nach 45 Jahren in Rente.

Er engagierte sich bei Feuerwehr und Katastrophenschutz. Mit einem Kollegen absolvierte er den ersten Lehrgang für schweren Atemschutz.
 

Elise Ziegler ist langjähriges Mitglied im Frauenbund. Bis 1997 pflegten sie den jetzt verpachteten Weinberg und Obstacker. Mit Hingabe fertigt Klemens Ziegler noch Schnitzereien. Er zeigt voller Stolz Mini-Weinkelter und Pferdewagen, bis ins kleinste Detail sorgfältig ausgearbeitet.

 

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