Ein Bildstock an der eigenen Hauswand

21.09.2021

Mainpost 21.09.2021

Oberspiesheim

Ein Bildstock an der eigenen Hauswand

Ute und Christian Schneider haben an ihrem Haus in Oberspiesheim einen historischen Bildstock wiederentdeckt, renovieren lassen und an passender Stelle errichtet. Pfarrer Thomas Amrehn segnete den Bildstock in einer kleinen Andacht mit Nachbarn und der erweiterten Familie.

Es mutet schon ein klein wenig wie ein Abenteuer an, wie die Geschichte sich zutrug. Begonnen hat es mit Hinweisen aus der Nachbarschaft. Der gegenüber wohnende Rudolf Ebert konnte sich aus seiner Kindheit noch an das Steinbild erinnern. Und die Anwohnerin Luitgard Brand brachte dem Ehepaar Schneider ein altes Foto, auf dem man den Bildstock etwa in der Mitte auf der Giebelseite des Hauses noch erkennen kann. Ihre Mutter stammte aus dem Haus, das Generationen zurück im Besitz von Familie Nöth war.

Nun machte sich das Ehepaar Schneider mit dem Hammer auf die Suche und klopften die vermuteten Stellen ab. Nachdem sie die Position, bei der sich dumpfe Klänge beim Klopfen ergaben, lokalisiert hatten, legten sie den Bildstock mit Hammer und Meißel frei. Tatsächlich war der Stein bei früheren Außenputzarbeiten mit einer Platte verdeckt und zugeputzt worden.

Ute Schneider sprach mit Pfarrer Thomas Amrehn über den Fund und er empfahl den Restaurator Petro Schiller aus Königsberg in Bayern. Nach einer Bestandaufnahme bekam der Steinmetz den Auftrag zur Restauration.

Nun steht der Bildstock sichtbar für Vorbeilaufende an einer Hausecke, getragen von einem Sockel auf der Hausmauer. Auf dem etwa 70 Zentimeter hohe und 40 Zentimeter breiten Stein ist deutlich die Jahreszahl 1739 zu lesen. Vorne befanden sich früher das Kreuz Christi und darunter die Figuren von Maria und Johannes. Die Kreuzigungsszene ist aber nicht mehr vorhanden, aber auf dem alten Bild noch zu erkennen. An den Seiten des Marterle flankieren die Heiligen Petrus und Paulus.

Pfarrer Thomas Amrehn bedankte sich, dass das "Kleinod vor dem Vergessen bewahrt worden ist," und überreichte ein Buchpräsent. Er lobte die Bereitschaft, das Zeichen früheren innigen Glaubens zu erhalten. "Das ist keineswegs selbstverständlich, da bei einem Denkmal erst mal alle zurückschrecken", so Amrehn. Tatsächlich investierte das Paar einen hohen dreistelligen Betrag.

Auf die Frage, was sie denn motivierte, antwortete Ute Schneider nach ein bisschen Zögern: "Erst war es Neugier und dann mischte sich etwas Stolz hinzu."

Im Anschluss feierte man im kleinen Kreis der Familie die Erstkommunion von Sohn Tim im Freien nach, die wegen den Corona-Auflagen im Frühjahr nicht stattfinden durfte.

Zu den News