Ein Strand und eine Promenade bis Volkach

19.06.2017

Mainpost 19.06.2017

STAMMHEIM

Ein Strand und eine Promenade bis Volkach

Herzerfrischend, tiefgründig, unterhaltsam und keine Sekunde langweilig: Kabarettist Fredi Breunig schaute am Donnerstagabend im Pfarrjugendheim Stammheim nicht nur den Franken sondern auch den Einheimischen mit spitzer Zunge in die Seele und aufs Maul. Das Publikum, das trotz Badewetter in großer Zahl angetreten war, konnte fast drei Stunden herzhaft lachen. Als der mit dem Frankenwürfel ausgezeichnete Tausendsassa richtig Gas gab, schossen vielen Besuchern vor Begeisterung die Tränen in die Augen.

Eingeladen hatte den Rhöner Mundart-Humoristen der örtliche Gesangverein. Dessen Vorsitzender Gerhard Scheller war von den ersten Späßen des Vollblut-Komikers so angetan, dass er nach der Begrüßung von „Gästen und Stammkunden“ und begeistert vom „vollen Haus nach stotternd anlaufendem Kartenvorverkauf“ schier vergaß die Bühne zu verlassen.

Vorbereitet für Auftritt am Mee

Wer glaubte, Bühnenprofi Fredi Breunig würde sein Programm mit dem herrlich verschrobenen Namen „Döff doss doss?“ ohne Wenn und Aber herunter spulen, lag falsch. Der von den Fernsehsendungen „Fastnacht in Franken“ und „Närrische Weinprobe“ bekannte Akteur hatte sich im Vorfeld auf sein Publikum vom „Mee“ bestens vorbereitet.

Seine Recherchen im Internet unter wikipedia.de brachten die Stärken des Winzerorts an den Tag. Stammheim sei die größte Winzergemeinde im Landkreis Schweinfurt. „Glückwunsch.“ Auch dem Tourismus kommt immer größere Bedeutung zu. „Zusätzlich existiert in Stammheim eine Zweigstelle der Raiffeisenbank Volkach-Wiesentheid“, zitierte der Kabarettist aus dem Online-Portal. „Die Welt ist verrückt“, sagte Breunig und hatte die Brüller auf seiner Seite.

„Dialektmäßig sind wir schon eins“

Bei seinem lokalen Einstieg in das Programm durfte Ex-Fußball-Profi Rainer Wirsching nicht fehlen, dessen Wurzeln natürlich in Stammheim liegen, wo sonst. Klar, dass sich der Witzbold aus Salz bei Bad Neustadt/Saale mit seiner Heimat identifizierte, dabei aber auch nicht vergaß einen versöhnlichen Bogen zum Rest Unterfrankens zu spannen: „Dialektmäßig sind wir schon eins.“

Während sich Stammheim bevölkerungsmäßig der Blüte erfreut, sieht es in der Rhön düsterer aus. Dort freut man sich schon, wenn die Haustiere Nachwuchs bekommen. In manchen Orten gibt es nur noch zwei Kinder. Die müssen gleichzeitig als Ministranten, Jungfeuerwehrleute und beim Osterratschern herhalten. Wie glücklich wäre man laut Breunig dort, wenn man wieder einmal mit den Heiligen Drei Königen von Haus zu Haus gehen könnte. Breunig lebt in unruhigen weltpolitischen Zeiten gerne in der beschaulichen Rhön. Den Beweis lieferte er mit einer Zeitungsmeldung vor einigen Wochen: „Mellrichstadt: Zwei Jugendliche beim Rauchen erwischt.“

Imaginäre Fragezeichen über den Köpfen der Zuhörer verschwanden schnell. „Wenn so etwas in der Zeitung steht, freue ich mich darüber, genau hier leben zu können. Da ist die Welt noch in Ordnung. Schade nur, dass der Bayerische Innenminister Herrmann trotz dieser ,erschreckenden Meldung‘ damals seinen Urlaub nicht unterbrochen hat“, so die Antwort, die tosenden Applaus auslöste.

Parteienvertreter enttarnt

Breunig ging auf Besonderheiten des fränkischen Dialekts und fränkischer Charakterliegenschaften ein. So sei der Regenmesser das wichtigste Kommunikationsmittel überhaupt in Franken. Und: Fränkische Männer loben nicht gerne. Praktisches Beispiel sei der Kontrollspiegel am Ende eines Friseurbesuches, bei dem der Franke oft nur knapp sagt: „Schö!“.

Geld aus dem Rettungsschirm

Anschließend verteilte er Parteienschilder im Publikum und behauptete den Leuten anzusehen, welche Partei sie wählen.

Mit Erfolg enthüllte er die „Parteienvertreter“ und auch ihre Wünsche für eine noch schönere Heimat: Eine Brücke für Stammheim, einen Sandstrand am Main unterhalb der neuen Brücke, Geld als Subvention an Gemeinden im Umfeld, die keinen ausgeglichenen Haushalt haben und eine Promenade von Volkach bis Stammheim. Die Zuschauer hielten sich die Bäuche vor Lachen.

Gedanklich immer noch Parteivertreter, konnten sie sich an einer Talkshow beteiligen. Das Thema: „Aus dem Griechenland-Rettungsschirm wurde versehentlich eine Million Euro an den Kolitzheimer Ortsteil Stammheim überwiesen. Nun wurde entschieden, dass „Staami“ dieses Geld behalten darf.

„Was würden Sie beziehungsweise Ihre Partei mit diesem Geld in Staami machen?“, warf der Hauptakteur fragend in die Runde und die Gaudi schien kein Ende zu nehmen.

Schließlich kam Breunig in Person des „Kappeschilds Heinrich“. Der Pechvogel aus Ottelmannshausen rannte immer wieder in Probleme, ohne so recht etwas dafür zu können.

Mehrere Zugaben und die Bewirtung durch die eifrigen Helfer des Gesangvereins rundeten den gelungenen Abend ab.

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