Feuerwehrbedarfsplan für Kolitzheim vorgestellt

03.06.2017

Mainpost 03.06.2017

KOLITZHEIM

Der Feuerwehr-Bedarfsplan war Hauptpunkt der Gemeinderatssitzung in Kolitzheim. Dementsprechend groß war das Interesse der Feuerwehrleute aus den Ortsteilen Der Sitzungssaal konnte die Zuhörer kaum fassen. Es mussten noch zusätzliche Stühle herbeigebracht werden

Joachim Braunschweig, Geschäftsführer der Firma „Brandschutz Consulting Braunschweig“, hat den Bedarfsplan erstellt. Darin sind die Ortteile der Gemeinde nach Gefährdungsklassen eingeteilt.

Kriterien dafür sind unter anderem das Vorhandensein von Kindertagesstätten, Schulen, Werkstätten oder Aussiedlerhöfen. Unterschieden werden verschiedene Gefahren wie technische Gefahren oder Wassergefahren.

38,5 Einsätze pro Jahr

Auch die Einsatzhäufigkeit wurde erfasst. Über vier Jahre hinweg ergaben sich durchschnittlich 38,5 Einsätze pro Jahr in der Gemeinde mit ihren acht Ortsteilen. Auch die Personalsituation der Ortsfeuerwehren wurde für den Bedarfsplan erfasst. Die Feuerwehrhäuser wurden beurteilt und die vorhandenen Fahrzeuge und Geräte.

Man geht davon aus, dass ab der Alarmierung maximal 13 Minuten vergehen dürfen, bis die ersten Feuerwehrleute am Einsatzort angekommen sind. Die nächste Unterstützungseinheit sollte nach 18 Minuten vor Ort einsatzbereit sein. Diese Zeiten seien in der Gemeinde immer sichergestellt, sagte Braunschweig.

Alarm gleich für zwei Wehren

Nicht so gut bestellt ist es um die Einsatzbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehren tagsüber. Da viele Aktive auswärts arbeiten, ist die Minimalzahl der Feuerwehrleute für die Tagesbereitschaft nur in Unterspiesheim und Stammheim gewährleistet. Daher empfiehlt Braunschweig, im Einsatzfall zwischen 6 und 18 Uhr jeweils zwei Ortschaften, deren Tageseinsatzbereitschaft nicht gegeben ist, gemeinsam zu alarmieren.

Die Nachtverfügbarkeit sei in allen Dörfern mit Ausnahme von Herlheim gegeben. Der Vorschlag von Braunschweig, die kleine Herlheimer Feuerwehr mit der von Zeilitzheim unter Führung von Zeilitzheim zusammenzulegen, fand aber wenig Zustimmung im Gemeinderat. Übereinstimmende Meinung: „Dann ist die Herlheimer Feuerwehr tot.“

Übereinstimmung bestand im Gremium auch, dass verstärkt für die Mitgliedschaft in den Feuerwehren geworben werden müsse. Der stellvertretende Bürgermeister Martin Mack brachte den Gedanken ins Spiel, den Feuerwehrdienst durch finanzielles Entgelt attraktiver zu machen. Allerdings müsse man dann auch mit Ansprüchen aus anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten rechnen. Es sei auch wichtig, dass es in jeder Ortsfeuerwehr einen Jugendwart gebe.

Alexander Bönig regte an, den Einwohnern bewusst zu machen, dass es länger dauert, bis Hilfe kommt, wenn die Feuerwehr vor Ort nicht mehr die Einsatzstärke erreicht. Denn die Wehr aus dem Nachbarort pumpt zum Beispiel bei Überschwemmungen natürlich erst im eigenen Dorf Keller aus, bevor sie in andere Orte fährt.

Als Sorgenkinder bezeichnete Braunschweig die Feuerwehrhäuser in Stammheim und Unterspiesheim. In Stammheim gab es schon Gespräche mit dem Roten Kreuz und dem Winzerverein, aber es ist noch keine einvernehmliche Lösung in Sicht, wie die unterschiedlichen Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen sind.

Gemeinderat Jonas Redweik appellierte an das Gremium, dass hier dringend Abhilfe geschaffen werden müsse. Kreisbrandmeister Daniel Scheller informierte, dass es in Stammheim keine freie Halle gebe, in der das Rote Kreuz unterkommen könne. In Unterspiesheim sind Baumaßnahmen nötig. Die Mittel dafür sind schon für die Haushalte der Jahre 2017 und 2018 eingeplant.

Bedarf für Tanklöschfahrzeug

Braunschweig schlug auch die Anschaffung einiger neuer Feuerwehrautos vor. So sollte vor allem ein Tanklöschfahrzeug mit einem Wassertank von 4000 Liter Fassungsvermögen angeschafft werden. Auch die Tragkraftspritzen in den meisten Ortsteilen müssten nach und nach erneuert werden, da sie zum Teil schon über 30 Jahre alt sind.

In der Diskussion machte Bürgermeister Horst Herbert auf das Dilemma aufmerksam, in dem man sich befindet: Die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren sei längerfristig nicht mehr gegeben, wenn die Personalnot nicht behoben werden könne. Andererseits seien Investitionen in Fahrzeuge gefordert, ohne dass man sicher sein könne, dass es auch genügend Personal gebe, das die Autos nutzt.

Entscheidungen am 20. Juni

Sein Stellvertreter Mack erinnerte daran, dass Brandschutz eine Pflichtaufgabe der Gemeinde ist, die die Freiwilligen Feuerwehren ihr abnähmen. Er schlug vor, noch vor den Sommerferien die nötigsten Maßnahmen einzuleiten, auch wenn das nicht einfach sei.

Bürgermeister Herbert stellte in Aussicht, dass die Feuerwehr-Bedarfsplanung und die sich daraus ergebenden Konsequenzen zentrales Thema der Gemeinderatssitzung am 20. Juni wird. Es sei wichtig, eine Prioritätenliste zu erstellen und die Finanzierung zu planen.

Der dritte Bürgermeister Alfred Bumm sagte, es sei nötig, dass die Kommandanten in den nächsten drei bis vier Wochen ihre Feuerwehrleute über den Bedarfsplan informierten, etwa im Rahmen außerordentlicher Jahresversammlungen.

 

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