Mainpost 24.11.2017
KOLITZHEIM
Kindergarten: Zweigleisige Suche nach einer Lösung
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Eigentlich hatte der Gemeinderat von Kolitzheim im September schon entschieden: Für den zu klein gewordenen Kindergarten von Unterspiesheim soll nördlich des Friedhofs ein Neubau entstehen. Dort sollten die Regelgruppen einziehen, das bisherige Kitagebäude hätte die Krippengruppen aufnehmen sollen.
Jetzt wurde das Thema im Gemeinderat noch einmal aufgerollt. Auf Initiative der Kirchenstiftung war das Architekturbüro Gerber aus Schweinfurt mit Skizzen und Kostenschätzungen beauftragt worden. Dabei wurden drei Optionen für die Kindertagesstätte St. Sebastian in Unterspiesheim gegenübergestellt: erstens der Neubau einer Kindertagesstätte mit sechs Gruppen auf dem Gelände an der Kirchgasse nördlich des Friedhofs, zweitens ein Neubau dort mit Platz für lediglich drei Gruppen (wie im September vom Gemeinderat entschieden) und Weiterbetrieb der bestehenden Kita, und drittens ein dreigruppiger Erweiterungsbau an der bestehenden Kita.
Grobe Kostenschätzungen Für Variante 1 kam das Architekturbüro auf Gesamtkosten von rund vier Millionen Euro, davon 3,75 Millionen für den Neubau (förderfähig), eine Viertel Million für die Erschließung (nicht förderfähig). Eine hypothetische Finanzierung geht von 1,5 Millionen Euro Zuschüssen des Freistaats aus, der zwischen 50 und 85 Prozent fördert. Der 20 Prozent Zuschuss der Diözese macht 0,8 Millionen Euro aus. Für die Gemeinde blieben etwa 1,7 Millionen Euro.
Variante 2 käme auf Baukosten von geschätzt zwei Millionen Euro und ebenfalls Erschließungskosten von einer Viertel Million Euro. Die Förderung des Freistaats betrüge beim gleichen Satz wie bei Variante 1 1,07 Millionen Euro. Die Diözese müsste 450 000 Euro tragen. Der Anteil der Gemeinde läge hier bei rund 0,73 Millionen Euro.
Bei Variante 3 errechneten die Planer Baukosten von 2,3 Millionen Euro (förderfähig). Die Erschließung bleibt bei einer Viertel Million Euro (nicht förderfähig). Dazu kämen 100 000 Euro für die Sanierung des jetzigen Kindergarten (förderfähig). Bei den 2,65 Millionen Euro Gesamtkosten errechneten die Planer 1,074 Millionen Euro an Zuschuss vom Staat, 530 000 Euro vom Bistum.
Der Anteil der Gemeinde Kolitzheim betrüge 1,46 Millionen Euro.
Bürgermeister Horst Herbert erteilte Pfarrer Thomas Amrehn als Vertreter der Kirchenstiftung Unterspiesheim das Wort. Dieser bezeichnete zwei Gebäude für den Kindergarten als „nicht die glücklichste Lösung“. Auch die von der Regierung vorgeschlagene Option, erst den dreigruppigen Kindergarten neu zu bauen, mit der Option einer späteren Erweiterung um drei Gruppen, und dann den bisherigen Kindergarten aufzugeben, hielt er nicht für optimal.
Der Seelsorger plädierte für den Neubau eines sechsgruppigen Kindergartens. Er begründete dieses Votum der Kirchenverwaltung mit pädagogischen Gesichtspunkten, mittelfristigen betriebswirtschaftlichen Überlegungen und der aktuell günstigen Zuschusssituation. Sicherlich sei zu bedenken, dass man die einst erhaltenen Zuschüsse für die Erweiterung des bisherigen Kindergartengebäudes in Höhe von etwa 300 000 Euro zurückzahlen müsste. Amrehn ist aber optimistisch, dass man die Kita verkaufen könnte.
Er habe schon Kontakte mit Interessenten aus dem Bereich Tagespflege gehabt, die grundsätzliches Interesse geäußert hätten. Der Bedarf für eine solche Einrichtung dürfte in der Gemeinde aufgrund der demografischen Entwicklung zunehmen. Man hätte hier die Möglichkeit, ein solches Angebot zu schaffen.
Die Kirchenverwaltung will der Gemeinde zwei Drittel des Erlöses aus dem Verkauf der Kita überlassen.
Darüber hinaus kündigt er an, mit der Diözese Gespräche zu suchen, ob die Kirchen-verwaltung der Gemeinde den Baugrund im Norden des Friedhofs abkaufen könne, um so zur Entlastung beizutragen.
Zu bedenken sei, dass man in naher Zukunft auch in das bestehende Gebäude investieren müsse. Eine vorläufige Kostenschätzung dafür belaufe sich auf 0,8 Millionen Euro. Amrehn wies auch daraufhin, dass der Neubau eines dreigruppigen Kindergartens nur gefördert werde, wenn dort, anders als geplant, eine Gruppe von Kindern über drei Jahren und zwei Krippengruppen eingerichtet würden.
Investitionsbedarf auch anderswo Martin Mack bezeichnete einen sechsgruppigen Neubau als „Nonplusultra“. Er plädiert jedoch für einen Anbau an den bestehenden Kindergarten. Ohne zu wissen, was mit der bisherigen Kita passiert, wenn der Kindergarten auszieht, wäre ein Neubau nicht zu vertreten.
Alfred Bumm glaubt, ein sechsgruppiger Neubau sei den Bürgern nicht zu vermitteln. Auch Katharina Graf ist dagegen, in Unterspiesheim die „total optimale Lösung“ zu realisieren und andere Ortsteile leer ausgehen zu lassen. Man dürfe das Geld nicht rausschmeißen. Es gebe Bedarf auch anderswo, etwa für die Feuerwehrhäuser.
Gerd Endres findet, man könne Geld aus dem Verkauf des Kindergartengebäudes, das man noch nicht habe, nicht in die Kalkulation einrechnen. Walter Wiegand plädierte für die Anbaulösung, Reinhard Heck und Burkhard Krapf waren für den Neubau mit sechs Gruppen. „Wir müssen auch in die Zukunft schauen, und vor allem darauf achten, was das Beste ist für unsere Kinder“, so Krapf.
Im Rahmen der Innerortsentwicklung könne man Ideen für das jetzige Kitagebäude entwickeln.
Der Gemeinderat werde keinen großen Neubau beschließen, bevor der Verkauf der jetzigen Kita gesichert ist, meint Reinhold Holzheid. Dies koste aber weitere Zeit, neben Planung, Erschließung und Bau.
Bürgermeister Horst Herbert fasst das Ergebnis so zusammen: Man gehe zweigleisig weiter. Es werden Erkundigungen eingeholt, ob und zu welchen Bedingungen der für den Anbau am bestehenden Kindergarten nötige Grunderwerb möglich ist. Weiter bemüht man sich, weitere Finanzquellen zu erschließen: Konkret heißt das, dass man Käufer für das bestehende Kindergartengebäude sucht. Wäre der Verkauf möglich, könnte man der „großen Lösung“ nähertreten.