Mainpost 07.04.2022
Gernach
Standpunkt: Die Entscheidungsgründe müssen transparent gemacht werden
Die Gernacher Bürgerversammlungen sind ja bekannt dafür, dass es nicht immer ganz emotionslos dort zugeht. Was mich dieses Mal besonders beeindruckt hat, war das Gefühl der Ohnmacht, das für mich spürbar war und auch vielfach zum Ausdruck gebracht wurde.
Der Grund dafür: Im Osten von Gernach, an den Gernacher Seen, weiten sich die landwirtschaftlichen Folientunnel immer weiter aus. Die immer größeren Flächen werden mit Grundwasser bewässert. Laut Aussagen des Bürgermeisters wird die Wasserentnahme vom Wasserwirtschaftsamt überprüft.
Daran habe ich keinen Zweifel, aber meine Sorge – und wohl auch die vieler der Gernacher Bürgerinnen und Bürger, die an der Bürgerversammlung anwesend waren – geht weiter: Werden die langfristigen Folgen der Grundwasserentnahmen genügend in den Blick genommen vom Wasserwirtschaftsamt? In welchen Zeitabständen erfolgen die Überprüfungen? Wie viel Wasser darf entnommen werden?
Der Bürgermeister und der Gemeinderat mögen vielleicht froh sein, dass das Landratsamt dafür zuständig wäre, möglicherweise für den Landwirt schmerzhafte Begrenzungen durchsetzen zu müssen – aber das Gefühl der Ohnmacht, dass man auf Gemeindeebene keine Möglichkeit hat, regulierend einzugreifen, war spürbar. Darüber hinaus: Das Naherholungsgebiet an den Gernacher Seen verliert so an Attraktivität.
Auf der anderen Seite, im Westen Gernachs, wird durch die geplante Photovoltaikanlage die von vielen Gernacherinnen und Gernachern geschätzte Aussicht auf das Tal Richtung Heidenfeld verbaut, wenn die Photovoltaikanlage Realität wird. Die Höhe der Anlage beträgt mindestens zwei Meter, wie berichtet wird. Man kann sicher eine Grünbepflanzung davor setzen, aber die Aussicht Richtung Tal und Richtung Schweinfurt bleibt verwehrt.
Klar, man kann immerhin noch in Richtung Steigerwald schauen – aber durch die Anlage an dieser Stelle und die verwehrte Aussicht wird die Naherholung am Berghof auch an Attraktivität verlieren. Mein Wunsch, und sicher auch der Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger: Die Wünsche und die Bedenken der Gernacher Bürgerinnen und Bürger mit in die Überlegungen und Planungen mit einbeziehen, im Bürgerdialog die Planungen erklären und transparent machen, warum was geschieht.
Es ist sicher jeder bereit, Einschränkungen mitzutragen, wenn die Sorgen und Bedenken in glaubwürdiger Weise mit in die Planungen eingebunden werden, wenn nicht abgewiegelt wird, sondern die Entscheidungsgründe transparent gemacht werden. Grundwasser ist ein kostbares Gut, der Gedanke, dass es nicht ohne Rechenschaft und wie und wofür es genutzt wird, sollte mehr ins Bewusstsein dringen.
Energieegewinnung durch Photovoltaik ist wichtig – aber sie sollte vor Ort so geplant werden, dass die Belange der Bürger angemessene Berücksichtigung finden. Der Wunsch nach mehr Transparenz gilt natürlich auch für die Planungen zu dem Grundstück auf dem Weg zum Berghof: Wenn mit offenen Karten gespielt würde, wäre das für alle Seiten sicher entlastend.