Trotz Regen kam viel Volk

13.11.2017

Mainpost 13.11.2017

LINDACH

Trotz Regen kam viel Volk

 

Es ist wieder soweit, in Lindi ist jetzt Kerwa-Zeit“, reimten die „Staren“ im Prolog zur Kirchweihpredigt. Trotz des nasskalten Wetters brachten die „Staren“, wie die Dorfjugend in Lindach benannt wird, viel Volk auf den historischen Dorfangerplatz, wo alljährlich an Martini die Dorfplatzkirchweih gefeiert wird.

In Lindach unterscheidet man in Dorfplatz- und Saalkirchweih. Auf dem Platz läuft stets am Samstagnachmittag das bunte, laute Kirchweihtreiben, zu dem unbedingt die Predigt gehört, während am Abend im Saal des FC-Sportheims der übliche Tanz stattfindet.
Auch die beiden Gasthäuser hatten einen sehr guten Besuch zu verzeichnen. Das Ausgehen an Kirchweih, die Annahme des dazu gehörigen Angebots, gehört zur Tradition bei den Leuten aus dem Obst-, Spargel- und Winzerdorf. Aber auch die Bewohner der umliegenden Dörfer besuchen gerne, gerade an Kirchweih, den Ort, denn eine traditionelle Wirtshauskultur, wie sie in Lindach noch gepflegt wird, findet man nicht mehr überall.

 

Mit großem Hallo und Lärm zogen die „Staren“ mit mehreren Traktorgespannen, die acht Kirchweihbäume an Bord, durch das Dorf, um den Dorfbewohnern zu signalisieren: Auf zum Dorfanger, es ist Kerm!
Nachdem man die Bäume an der Dorfkirche, den beiden Gasthäusern und an den Hoftoren der beiden örtlichen Gemeinderäte aufgestellt hatte, kam die Kirchweihpredigt an die Reihe.

Die beiden Prediger, Florian und Felix Dittmann, trugen das Werk in Reimform gekonnt vor, das viele Lachsalven und reichlich Beifall beim zahlreich erschienen Publikum auslöste. Brennender Misthaufen Da war von der „Polenpower“ die Rede. Die hier in der Landwirtschaft tätigen polnischen Landsleute verstanden offensichtlich nicht immer so genau die Anweisungen ihres in fränkischer Mundart sprechenden Chefs, wie die Staren „als Moral von der Geschicht“ reimten. Das Ergebnis war ein brennender Misthaufen, ein kaputtes Wasserhäuschen und der eine oder andere Blechschaden, der sicherlich nicht infolge zu langsamen Fahrens entstand.

Der Hubschrauber über dem Dorf Ein anderer Mitbürger fuhr sein schweres Motorrad Probe. An alles hatte er gedacht, nur nicht daran, dass das Gefährt auch Sprit braucht. So moralisierten die Staren: „Wer sein Motorrad liebt, der schiebt und das trotz eines Gipsfußes!“
Von einem neuen „Kulturangebot“ war ebenfalls die Rede, das ein ortsansässiger junger Hubschrauberpilot den jungen Mitbürgern als Attraktion anbietet. „Kreisen über unserem Ort! So ein Lärm! Hoffentlich geht das nicht so fort und fort!“, meinten die Prediger.

 

Ferner war von drei Brüdern die Rede, die ihre Wandertour so mir nichts dir nichts einfach großzügig verlängerten, obwohl die zu Hause weilenden Frauen sehnlich auf sie warteten. Lediglich eine dürre SMS hatte man für die Allerliebsten übrig, um die Absicht kundzutun.

Auch ein Pappelstreit kam zu Gehör.
Weil der Sportverein die Beseitigung und Verwertung der riesigen Bäume nicht veröffentlicht hat, so dass sich auch noch andere Nutzer dafür interessieren konnten, soll es zu Meinungsverschiedenheiten unter verdienten Vereinsmitgliedern gekommen sein, ob des „wertvollen“ Holzes.
Die Kirchweihprediger moralisierten: „ Dass Pappelholz so hoch im Wert, war bis jetzt noch nicht gehört!“

 

Lustig anzuhören waren auch die originellen Werbesprüche, die man auf Lindacher Gewerbetreibende münzte.
Dazu ein Beispiel: „Hat der Schlotfeger Rock, ken Bock auf seinen Job, schickt er halt den klena Rock!“ (Der Sohn ist auch Kaminkehrer).

Zum Schluss hatten die Kirchweihprediger an das Publikum noch einen eindringlichen Wunsch: „Wir hoffen, ihr stellt wieder was an, damit wir im nächsten Jahr auch was zu berichten ham!“


 

 

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