Unterschlupf für Wildbienen: Rund um Stammheim stehen neue Insektenhotels in exponierten Lagen

19.03.2022

Mainpost 19.03.2022

Stammheim

Unterschlupf für Wildbienen: Rund um Stammheim stehen neue Insektenhotels in exponierten Lagen

Damit Wildbienen im Frühjahr Nahrung finden, sind sie auf frühblühende Pflanzen auf Grünflächen und Gärten angewiesen. Es gilt: "Im Herbst schon ans Frühjahr denken."

Eine ganze Insektenhotel-Kette ist inzwischen rund um Stammheim entstanden: Die Bau- und Renovierungsarbeiten konnten rechtzeitig abgeschlossen werden, so dass nun die ersten Wildbienen und Hummeln einchecken und ihre Nistplätze beziehen können. Denn je nach Wetterlage fliegen sie bereits Anfang März.

Walter Wieland sorgt als Hotelbaumeister und Bienen-Experte dafür, dass die Insektenhotels nicht mehr nur in privaten Gärten, sondern nun auch im öffentlichen Bereich aus dem Boden schießen.

Seitdem sein Engagement um die Artenvielfalt im vergangenen Jahr infolge einer Berichterstattung dieser Redaktion öffentlich bekannt geworden ist, hat er seine Arbeit nochmals intensiviert, was natürlich auch dem großen Zuspruch und Interesse für die Nisthilfen geschuldet war. Im Winterhalbjahr liefen in seiner heimischen Werkstatt die Ständer-Bohrmaschine sowie Schleifgeräte und Sägen im Dauerbetrieb. So konnten verschiedene Stammheimer Gemeinschaftsprojekte erfolgreich realisiert werden.

Zusammenarbeit von Verein und Nachbarschaftshilfe

Der Obst- und Gartenbauverein hat in Zusammenarbeit mit der Nachbarschaftshilfe "Stammheimer unterstützen Stammheimer" (SUS) ein zusätzliches stattliches Insektenhotel aufgestellt. Als Standort wurde ganz bewusst die Grünanlage am östlichen Ortsausgang Richtung Öttershausen gewählt. Hier hatte der gemeindliche Bauhof im vergangenen Frühjahr eine Blumenwiese angesät. Durch die exponierte Lage hinter dem Bildstock und dem Bild der ehemaligen Weinkönigin Silena Werner ist es gut sicht- und erreichbar.

Vereinsmitglied Walter Wieland übernahm die Bestückung mit geeigneten Niströhren aus Stein, hochwertigen Hölzern, Schilf und Bambus. Hoffentlich nutzen viele Menschen im Frühjahr die Gelegenheit, die ersten Wildbienen beim Nisten zu beobachten, wünschen sich die Verantwortlichen.

Bereits im Vorjahr hatte der Verein ein großes Insektenhotel am Rand der Stammheimer Siedlung Richtung St. Ludwig generalüberholt. Ein weiteres Prachtexemplar steht am Radweg entlang der Kreisstraße am Main. Dieses wurde von Wieland für das Bocksbeutelweingut Scheller in Kooperation mit Senior-Chef Gerhard Scheller sogar in Bocksbeutel-Form angefertigt.

Insektenhotel als Aushängeschild für Weinbaubetrieb

Ein weiteres Prachtstück steht seit kurzem am Fuß des Stammheimer Eselsbergs, von Fahr kommend auf dem Grundstück des Weinguts Ziegler. Passend zum Logo hat es Walter Wieland in Rautenform gestaltet. Es ist nun ein Aushängeschild für den Betrieb.

Alleine kann Wieland die ganze Arbeit ohnehin nicht stemmen. So hat er glücklicherweise immer wieder fleißige Helfer an seiner Seite. Insbesondere Burkhard und Heinrich Krapf vom Obst- und Gartenbauverein sowie Willi Schug leistete mit seinen Spengler-Arbeiten einen wertvollen Beitrag, indem er die größeren Insektenhotels fachgerecht mit Alu-Dächern eindeckte.

Spaziergänger haben viel zu entdecken

Neben den genannten großen Anlagen sind kleinere Hotels wie am Eselsberg in Stammheim zu entdecken. Aufmerksame Spaziergänge in den kommenden Frühlingstagen sollen die Bevölkerung einladen, diese zu entdecken.

Die Kosten für derartige Projekte sind beträchtlich und nicht zu unterschätzen. Obwohl die Arbeitszeit bei allen Projekten von Walter Wieland und seinen Helfern aus den Vereinen und Organisationen selbstlos und ehrenamtlich erfolgt, und daher erst gar nicht berechnet wird, kosten Holz, Draht, Schleifpapier und vieles andere mehrere Hundert Euro. Größere Hotels schlugen deshalb zum Teil schon mit über 1000 Euro an reinen Materialkosten zu Buche.

Stattliche Kosten für Insektenhotels

Daher verwundert es nicht, dass bereits einfachste Standard-Ausführungen von hochwertigen Insektenhotels aus Katalogen bei einem Preis von 2000 Euro starten. Um Kosten zu senken, könnten beispielsweise ausrangierte Weinbergsstickel aus Akazien- und Robinienholz verwendet werden, die sich für den Bau ausgesprochen gut eignen, erklärt Wieland, der bereits einige Versuche unternommen hat, um die Lieblingshölzer für die Wildbienen und Hummeln zu finden. So hat der rührige Rentner stets einige Probehölzer und -höhlen aufgebaut, um immer weiter neue Erfahrungswerte zu sammeln.

Wielands "Hotelkette" hat ihren Geschäftskreis aber längst ausgedehnt und ist nicht nur in Stammheim beheimatet. Es gibt inzwischen auch Außenstandorte, beispielsweise in Grafenrheinfeld, wo er in Zusammenarbeit mit dem dortigen Obst- und Gartenbauverein ein bestehendes Insektenhotel neu eingerichtet hat. Auch für jedermann sichtbar im Wildpark in Schweinfurt ist aus seiner Werkstatt und in Kooperation mit den Wildparkfreunden ein ganz besonderes Schmuckstück entstanden.

Walter Wielands Einsatz für die Artenvielfalt erfolgt aus Idealismus und eigenem Antrieb. Er wird nicht müde, zu betonen, dass mit Insektenhotels alleine Artenvielfalt nicht zu retten sei. Aber nicht zu unterschätzen sei die Impulsgebung und Signalwirkung, die davon ausgehen, beispielsweise für insektenfreundliche Garten- und Landschafsgestaltung. Auf diese Weise würde die Bedeutung der Artenvielfalt im Allgemeinen auch wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen gerückt.

Es kommt auf die Beschaffenheit der Umgebung an

Damit die von menschlicher Hand erschaffenen Quartiere für die Wildbienen und Hummeln allerdings überhaupt attraktiv sind, muss auch die Umgebung eine gewisse Beschaffenheit aufweisen, damit genug Futter bereits am Anfang des Frühlings vorhanden ist.

Beim Fördern von Insekten im Garten oder beim Erhalt der Artenvielfalt denken viele an die einjährigen Sommerblumen oder an bienenfreundliche Sträucher und Stauden, erklärt Christine Bender, Landwirtschaftsrätin und Bezirksgeschäftsführerin der Obst- und Gartenbauvereine in Unterfranken. Aber sobald im Februar die ersten Sonnenstrahlen kommen, schwirrten bereits verschiedene Wildbienen und Hummeln umher und sind auf Futtersuche. Bereits ab zwei Grad kämen sie aus ihrem Winterversteck und sind auf der Suche nach Frühblühern, die Pollen und Nektar spenden, weiß die Expertin aus Kolitzheim. "Mit den richtigen blühenden Pflanzen im Garten und auf dem Balkon können wir den Insekten den frühen Start ermöglichen und bei der Aufzucht der neuen Generation unterstützen", sagt sie.

Sträucher und Bäume sind wichtige Nahrungsquellen

Bei den Sträuchern und Bäumen gehören Weiden zu den ökologisch wertvollsten heimischen Ziergehölzen. Aber auch Kornelkirsche und die Obstgehölze wie Apfel, Birnen, Kirsche, Mandel oder Pfirsiche blühen schon im April.

Richtiggehend angewiesen sind die Insekten dagegen auf die früh blühenden Zwiebeln und Knollen. Und da heißt es: im Herbst schon an das Frühjahr denken, denn da kommen sie in die Erde. Schneeglöckchen, Winterlinge, alle Arten Krokusse, Traubenhyazinthen ("Schlotfegerli", wie sie hier verbreitet genannt werden), Märzenbecher, Frühlingsanemonen, Blausternchen und später dann die einfachen naturnahen Tulpen, Narzissen und der Zierlauch seien ganz beliebte Nektarquellen und würden von Insekten besonders geliebt, betont Bender. Da gehört zum Beispiel die weiße Narzisse, wie die Dichternarzisse, die Narzisse Thalia (die Engelstränennarzisse) oder die gelbe Narzisse February Gold dazu. "Diese Narzissen haben schon in den Gärten unserer Großmütter geblüht", erinnert sich Bender.

 

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