Verdoppelung des Holzeinschlags und Umbau in Mischwald

27.11.2017

Mainpost 27.11.2017

KOLITZHEIM
Verdoppelung des Holzeinschlags und Umbau in Mischwald

In der jüngsten Gemeinderatssitzung in Kolitzheim referierte Gutachter Peter Rebhan über den neuen Forstwirtschaftsplan für den Gemeindewald Kolitzheim.
 Forstdirektor Stephan Thierfelder und Forstamtmann Gerald Eser standen ebenfalls zur Beantwortung von Fragen zur Verfügung. Der Forstwirtschaftsplan beinhaltet die forstwirtschaftliche Ausrichtung des Waldes bis ins Jahr 2036, informiert Rebhan.
Da der Gemeindewald ein öffentlicher Wald ist, müsse die Bewirtschaftung „vorbildlich“ erfolgen, so die gesetzliche Vorgabe. Erfasst wurden die Standorte und die Bodenbeschaffenheit. Die Ergebnisse dieser Erfassung sind Grundlage der forstwirtschaftlichen Maßnahmen der Zukunft.
Der Kolitzheimer Gemeindewald umfasst 117 Hektar, auf 20 kleine Flächen verteilt. Revierförster Gerald Eser ist mit der Beförsterung beauftragt. Er entscheidet über die nötigen Maßnahmen in Absprache mit der Gemeinde. Der aktuelle Befund zeigt, dass viele Nadelbaumarten aufgrund des Klimawandels (Klimaerwärmung, Trockenperioden) nicht mehr geeignet sind für den Gemeindewald.
Weiter ist zu beachten, dass die Vorkommen von Schwammspinnern und Prozessionsspinnern bei Pflege und Planung von Bepflanzungen zu berücksichtigen sind. Besondere Sorge macht das Eschentriebsterben. Ein Pilz, das Falsche Weiße Stängelbecherchen ist Ursache dieser Krankheit, gegen die es zur Zeit noch kein Gegenmittel gibt.

Es sei wichtig, rechtzeitig für alternative Bepflanzungen mit Mischbaumarten wie Ahorn, Kirsche, Elsbeere oder Speierling zu sorgen. denn nur etwa zehn Prozent der vom Eschentriebsterben befallenen Bäume haben eine Überlebenschance.

Weitere Wege für Schädlinge
Außerdem werde durch die Vielfalt der Baumarten das Risiko, dass Schädlinge großen Schaden anrichten gemindert: Wenn Bäume der gleichen Art in größerem Abstand stehen, haben die Schädlinge weitere Wege.
Die Eiche ist die Baumart, der besondere Beachtung zu schenken ist, so die Forstleute, denn sie verträgt die prognostizierte Temperaturerhöhung um 1,5 bis 2 Grad Celsius gut. Sie hält auch längere Trockenzeiten recht gut aus, braucht in der Wachstumsphase jedoch mehr Licht.

90 Prozent Brennholz
Es sei im Blick zu behalten, dass mit der jetzigen Bepflanzung die Grundlage für den Wald in 100 bis 150 Jahren gelegt würden. Dabei sei in den ersten 10, 15 Jahren die Pflege besonders wichtig. Gezielte Pflege entscheide, welche Bäume sich durchsetzten. Hier habe der Schutz der Jungpflanzen vor Verbiss besondere Bedeutung. Im Winter ziehen sich die Rehe im Wald zusammen. Aufgrund des dann knappen Nahrungsangebotes wären ungeschützte junge Bäume willkommenes Futter.
Die Holzernte aus dem Kolitzheimer Gemeindewald besteht zu 90 Prozent aus Brennholz, nur zehn Prozent ist der Stammholzanteil. Der Wertholzanteil wieder macht nur einen Teil des Stammholzanteils aus. Die Nachfrage nach Brennholz sei so groß, dass man dieses Holz gut verkaufen könne.

Auf Nachfrage von Alfred Bumm informierte Rebhan, dass die Douglasie als Nadelbaum noch am besten für Neupflanzungen geeignet sei. Ältere Bestände sollte man erhalten, wenn sie gute Qualität hätten.
Auch die Pflanzung von Douglasien sei mit Risiken behaftet, aber auf leichten, tiefgründigen Böden im Mischwaldkontext habe sie eine Chance. Gute Chancen hätte im Kolitzheimer Gemeindewald auch die Heimbuche.

Kleine Waldinseln
Der Ansicht Reinhard Hecks, dass man die Waldwirtschaft nicht ausschließlich nach Wirtschaftlichkeitskriterien betreiben solle, sondern ein Stück weit der Natur ihren Lauf lassen solle, hielt Stephan Thierfelder entgegen, dass die Planung das Ziel habe, in jüngeren Wäldern Mischwald zu erhalten, und gleichzeitig die Eiche im Wachstum zu fördern. Wo ältere Bäume durch Schädlingsbefall beeinträchtigt würden oder abstürben, müsse man sich um die neue Waldgeneration kümmern.
Der Wald in einem großen, zusammenhängenden Waldgebiet, wie dem Steigerwald „ticke anders“ als die kleinen Waldinseln der Gemeinde Kolitzheim.

Altholz lagere in den Wäldern kaum, allerdings sei eine Vorratshaltung von Brennholz bei der Bevölkerung zu beobachten. Alfred Bumm verwies auf die Bewirtschaftung in der früheren Zeit: da sei man in der Bewirtschaftung weniger behutsam vorgegangen.

Bürgermeister Horst Herbert fasste die Diskussion zusammen:
Die hauptsächlichen Ziele des Forstwirtschaftsplan für den Gemeindewald seien die Umwandlung von Monokulturen in Mischwald. Die Aufwendungen für die Pflege des Waldes, insbesondere der jungen Kulturen werden erhöht. Der Holzeinschlag wird mehr als verdoppelt, auf künftig 3,5 Festmeter pro Hektar und Jahr gegenüber 1,4 im Jahr 1981. Ab dem Jahr 2017 bedeute das einen Gesamt-Holzeinschlag von 390 Festmetern pro Jahr.

Der Gemeinderat stimmte dem Forstwirtschaftsplan einstimmig zu.

 

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