Volkstrauertag 2020

13.11.2020

Volkstrauertag 2020


Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

am kommenden Sonntag begehen wir den Volkstrauertag. Er ist in Deutschland ein staatlicher Gedenktag und gehört zu den sogenannten stillen Tagen. Ursprünglich geht er zurück auf einen Vorschlag des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Jahre 1919 zur Erinnerung an die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs. Seit 1952 wird er bundesweit begangen und erinnert an die Kriegstoten und Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen. Die Inhalte des Volkstrauertags haben sich im Laufe der Zeit verändert. Neben den gefallenen Soldaten rückten immer mehr die Opfer des Nationalsozialismus in den Mittelpunkt des Gedenkens. Schließlich spielten aktuelle Bezüge vermehrt eine Rolle. Die Corona-Pandemie verhindert heuer ein öffentliches Gedenken weitestgehend. Anstelle der bisher üblichen Gedenkveranstaltungen in den einzelnen Gemeindeteilen wird die Gemeinde Schalen an den jeweiligen Mahnmalen niederlegen und in Stille der Toten gedenken.
Der Volkstrauertag steht in diesem Jahr im Zeichen des Endes des Zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren. Am 8. Mai 1945 endete mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht ein Krieg, der als die größte Katastrophe der Neuzeit bezeichnet werden kann. Bei den Kampfhandlungen zu Lande, zur See und im Luftkrieg wurden mehr als 60 Millionen Menschen getötet. Kriege sind keine Naturkatastrophen. Sie brechen nicht aus. Sie werden gemacht. Durch Feindbilder, autoritäre Denkmuster und Propaganda werden sie vorbereitet. Seit 1945 sind weitere Millionen von Toten zu beklagen. Alleine für das Jahr 2019 wurden weltweit fast 200 gewaltsam ausgetragene zwischen- und innerstaatliche Konflikte gezählt, die mit unendlich großem menschlichen Leid, mit Flucht und Vertreibung einhergehen. Seit 1992 haben 114 Soldaten der Bundeswehr ihr Leben in Ausübung ihres Dienstes im Ausland verloren. Sie sind eingeschlossen in unser heutiges Gedenken. Frieden ist keine Selbstverständlichkeit. Wir müssen diese Einsicht weitergeben an jene, auf die es morgen ankommt.
Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker. Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.
Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.
Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.
Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.
Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind. Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz.
Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause, in unseren Städten und Gemeinden, sowie in der ganzen Welt.

Horst Herbert
1. Bürgermeister


 

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