Mainpost 12.11.2020
Kolitzheim
Wie soll man mit Abweichungen vom Bebauungsplan umgehen?
Wie üblich waren die Bauanträge der erste Tagesordnungspunkt der Gemeinderatssitzung, und wie in der letzten Zeit fast in jeder Sitzung sorgten die beantragten Abweichungen von den Vorgaben des Bebauungsplanes auch in dieser Sitzung für Diskussionen. Bei den beiden Bauvorhaben in Unterspiesheim sind Flachdach, bzw. Pultdach beantragt, die Dacheindeckung soll mit Abdichtungsfolie bzw. Blech erfolgen, der Bebauungsplan sieht Ziegeldach vor, sowie einstöckige Bauweise mit Dachgeschoss. Die beiden Bauvorhaben sollen nach Wunsch der Bauherren zweistöckig ausgeführt werden, die Traufhöhe, die der Bebauungsplan vorsieht, wird durch die zweistöckige Bauweise natürlich überschritten.
Den beiden Bauvorhaben in Unterspiesheim wurde das gemeindliche Einvernehmen erteilt – mit einigen Gegenstimmen. Es entspann sich eine Diskussion, wie man mit den häufig beantragten Abweichungen vom Bebauungsplan umgehen solle. Der Bürgermeister informierte, dass man in den vergangenen 20 Jahren mit den Vorgaben der Bebauungspläne sehr großzügig umgegangen sei.
Dies sei aus der Überlegung heraus geschehen, den Bauherren das Bauen leicht zu machen, und ihnen die Verwirklichung ihrer Vorstellungen von ihrem Eigenheim möglich zu machen. Darüber hinaus sei zu bedenken, dass sich die Vorstellungen, wie das Eigenheim aussehen solle, in den vergangenen zwei Jahrzehnten ziemlich geändert haben.
Vorher mit den Bauherren intensiver sprechen
Renate Moller fragte an, ob man die Bebauungspläne nicht den aktuellen Gegebenheiten anpassen könne, sodass weniger Ausnahmegenehmigungen erteilt werden müssten. Diese Möglichkeit könne man bei den nächsten Bauabschnitten ändern, war die Antwort des Bürgermeisters. Aktuelle Bebauungspläne zu ändern bedeute ziemlichen Aufwand, so Horst Herbert.
Ulrike Bach regte an, mit den Bauherren im Vorfeld, also bevor die Pläne erstellt und eingereicht werden, intensiver zu sprechen über ihre Vorstellungen, und nach Wegen zu suchen, wie diese Vorstellungen in größerer Übereinstimmung mit den Bebauungsplänen realisiert werden könnten. Manchmal ergäben sich aus der Orientierung an Vorgaben auch gute Lösungen- so ihre Erfahrung.
Andere Gemeinderäte, wie Dieter Dietz gaben zu bedenken, dass man durch einen allzu lockeren Umgang mit den Vorgaben der Bebauungspläne diese ad absurdum führen würde. So entstehe der Eindruck, dass jeder bauen könne wie er wolle. Es gehe auch darum, nach Wegen zu suchen, dass man als Gemeinderat weniger Zeit- und Energieaufwand habe bei den Entscheidungen über die Bauanträge.
Wünsche der Bauherren müssen respektiert werden
Michael Ortner plädierte dafür, nicht in "Erbenzählerei" zu verfallen: die Vielfalt der Bauweisen habe auch positive Seiten. Norbert Weissenseel sprach sich auch für die Vielfalt aus, allerdings gebe es natürlich Grenzen, etwa wenn jemand die Baugenehmigung für ein dreistöckiges Haus beantrage, sehe er eine klare rote Linie. Mike Endres gab zu bedenken, dass sich die Vorstellungen, wie man sich sein Haus wünscht, von Generation zu Generation anders aussehen.
Die Bauherren nehmen viel Geld in die Hand- von daher müsse man den Wunsch auch respektieren, dass das Haus nach ihren Vorstellungen entsteht. Ulrike Bach brachte den Gedanken ein, dieses Thema, vielleicht mit qualifizierter fachlicher Unterstützung, aus etwas größerem Abstand zu betrachten, die Dimensionen von historischem Kontext und Wandel gestalterischer Vorstellungen in den Blick zu nehmen, um aus dieser Betrachtungsweise Anregungen für die Gestaltung künftiger Bebaungspläne zu gewinnen.
Das gemeindliche Einvernehmen zur Überbauung einer Garage in Stammheim, im unbeplanten Innenbereich wurde erteilt.